Vom 7. bis 9. Mai 1999 feierten die Tunnelbauer mit den Bürgerinnen und Bürger ein großes Fest: nach mehreren Jahren des Baggerns und Bauens war endlich der 650 m lange Grotztunnel fertig gestellt und zur Eröffnung bereit. Doch zuvor durften alle nicht nur zur Besichtigung vorbeikommen, sondern beim Tunnel-Festival mit Hip-Hop-Bands in der Röhre richtig feiern. Über 10.000 Gäste drängten sich bei den Veranstaltungen. Auf der Langwiesenbrücke wurde zugleich auch die Skulptur „Die Kunstläuferin“ von Fritz Schwegler enthüllt. Mit der neuen Südumgehung von Bissingen und dem Tunnel unter der Grotzstraße konnte die Ortsdurchfahrt über die Ludwigsburger Straße von rund 20.000 Fahrzeugen entlastet und damit der Ortskern erheblich beruhigt werden.
Rund 78 Mio DM – rund 39 Mio Euro kosteten die Bauwerke seinerzeit. Davon entfielen allein rund 46 Mio DM auf den Tunnel. Ein Kraftakt für die Stadt Bietigheim-Bissingen, die allerdings dank Zuschüssen des Landes nur rund 15 Mio DM selbst aufbringen musste. Gebaut wurde in Etappen: Von Oktober 1995 bis Dezember 1997 die neue Langwiesenbrücke über die Enz, von November 1996 bis März 1999 der Grotztunnel, von Juli 1997 bis Juni 1998 die Nordumfahrung Tamm und von Oktober 1998 bis Mai 1999 die neue „Böhringer-Kreuzung“ nördlich von Tamm. Ergänzende Straßenanschlüsse am Tunnel und entlang der Strecke entstanden parallel zu den Bauarbeiten bis April 1999.
80.000 Kubikmeter Erde und Fels mussten alleine für den Tunnel bewegt werden. Zugleich wurden jedoch auch zahlreiche Ausgleichsmaßnahmen für die Eingriffe in Natur und Landschaft vorgesehen: die alten Straßen-Teilstücke wurden renaturiert, rund 200 Bäume und 20.000 Sträucher wurden neu gepflanzt, ein neues Regenrückhaltebecken entstand ebenso wie ein neuer Seitenarm der Enz, der inzwischen vielen Fischen als Kinderstube dient.
Die Entlastung der Ortsdurchfahrten war jedoch deutlich spürbar: rund 25 % weniger Verkehr in Bietigheim, rund 70 % in Bissingen und rund 30 % in Tamm – und zudem sparte sich der Autofahrer selbst ca. 10 min Fahrzeit auf dem Weg von Ludwigsburg nach Sachsenheim. Im vergangenen Jahr musste allerdings die Nordumfahrung Tamm ausgebaut und saniert werden – wegen des auf rund 28.000 Fahrzeuge angestiegenen Verkehrsvolumens wurden im ersten Abschnitt zwischen B 27 und Fritz-Lieken-Straße drei Spuren ausgebaut und die Beläge entlang der ganzen Strecke bis zur Böhringer-Kreuzung erneuert.