Schule trifft Rathaus
Achtklässler der Gymnasien treffen Oberbürgermeister Jürgen Kessing
Wie Kommunalpolitik funktioniert, lernen Schülerinnen und Schüler zwar auch an der Schule, aber die Landeszentrale für politische Bildung will den Achtklässlern in den Kommunen auch noch direkte Einblicke in die Funktionsweise der Rathäuser vermitteln.
In Bietigheim-Bissingen stellt sich auch der Oberbürgermeister regelmäßig den Fragen der Jugendlichen. Bei einem Gespräch am Dienstag, 4. Juli 2023 wurde OB Jürgen Kessing einiges zu seinem Werdegang und zu seinem Alltag an der Verwaltungsspitze gefragt. Vor allem aber nutzten die Schülerinnen und Schüler der Ellentalgymnasien die Chance, dem Oberbürgermeister ihre Wünsche und Verbesserungsvorschläge für die städtische Infrastruktur vorzutragen. Bemängelt wurde immer wieder, dass Fahrradwege zu eng seien oder zu wenig Fahrradständer vorhanden sind, dass die Ausschilderung der Wege verbessert werden könnte und die Informationen, wo die Wege zu finden sind. Jürgen Kessing erläuterte das Projekt Radschulwegeplanung, welches vor vielen Jahren sehr erfolgreich in Bietigheim-Bissingen eingeführt wurde und seither einen wichtigen Platz in der Schulwegeplanung einnimmt. Die Radwege werden regelmäßig auf Problemstellen kontrolliert und wo möglich ausgebaut. Aber der Oberbürgermeister musste auch feststellen, dass der Platz auf den Straßen grundsätzlich knapp ist und sich Auto- und Radfahrer diesen teilen müssen.
Die Busanbindung von Wohngebieten sowie die Taktzeiten der Buslinien sollen nach der Vorstellung der Jugendlichen auch verbessert werden. Genannt wurden z.B. die Gebiete Antonia-Visconti-Straße/Lug, Aurain und Ahlesbrunnen. OB Kessing verwies darauf, dass solche Verbesserungen zunächst mit dem Landkreis abgestimmt werden müssen, weil Stadt und Landkreis die Kosten dafür gemeinsam finanzieren. Er werde die Möglichkeiten aber prüfen lassen.
Vermisst wird von den Schülerinnen und Schülern insbesondere das Kino in Bissingen, das seit letztem Jahr geschlossen hat. Auch eine Trampolinhalle und ein größeres Fußballstadion sowie Sitzmöglichkeiten bei der Pumptrack-Anlage im Ellental stehen auf der Wunschliste. Leider hatte OB Kessing wenig Hoffnung, die Wünsche erfüllen zu können. Das Kino hat geschlossen, weil die Besucherzahlen für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht mehr ausreichend waren. Was der neue Eigentümer geplant hat, ist noch nicht bekannt. Für eine personalintensive Trampolinhalle sieht Jürgen Kessing keinen Betreiber, der diese in der Stadt einrichten würde. Und das Stadion im Ellental wäre für die Spiele der in der Stadt vorhandenen Vereine auch bei einem Aufstieg in die Regionalliga ausreichend, es wäre allenfalls eine neue Tribüne und neue Umkleidekabinen nötig. Allerdings können Spiele auch bei anderen Stadien in der näheren Umgebung ausgetragen werden. Der als Standort vorgeschlagene Raum auf den Wiesen im Ellental kommt laut OB Kessing jedenfalls für eine Bebauung nicht in Frage, denn er ist als Kaltluftschneise für das Kleinklima in der Stadt wichtig.
Großen Raum in dem Gespräch nahm die Ausstattung der Gymnasien mit digitalen Geräten ein. Noch immer hat nicht jeder Schüler ab der 5. Klasse bereits ein eigenes Tablet, in einigen Klassenzimmern fehlen noch moderne Whiteboards anstelle der alten grünen Kreidetafeln und auch die vorhandenen PC’s funktionieren nicht immer einwandfrei. So sind z.B. in der Bücherei zurzeit 2 von 12 Geräten defekt. OB Kessing betonte, dass die Stadt die Schulen und insbesondere die Gymnasien im Ellental sehr großzügig mit digitalen Geräten ausstattet. Die Mittel für die Digitalisierung der Schulen sind in Bietigheim-Bissingen sehr hoch und ein weiterer Ausbau ist geplant. Die Verteilung der einzelnen Tablets und Whiteboards liegt allerdings auch in der Verantwortung der Schulleitungen, mit der sich die Stadt stets eng abstimmt. Wenn es einzelne Probleme gibt, sollen die Schülerinnen und Schüler diese bitte über die Schulleitung an die Verwaltung melden, damit schnell reagiert werden kann. Problematisch sehen die Jugendlichen in den letzten Wochen zudem die Preissteigerungen in der Cafeteria ihrer Schule. Getränke und Pausensnacks sind deutlich teurer geworden und kosten z.B. mehr als beim nahegelegenen Lidl-Einkaufsmarkt. OB Kessing empfahl den Jugendlichen, das Gespräch mit dem Betreiber der Cafeteria zu suchen. Die Stadt könne und wolle die Preise nicht vorgeben. Bei der Ausschreibung des Pachtvertrags sei zwar über das Mittagessen verhandelt worden, nicht jedoch über jedes Getränk und die sonstigen Angebote, die der Betreiber kostendeckend kalkulieren muss. Hier schlage sich nieder, welche Waren besonders nachgefragt werden, aber auch der Aufwand, den der Betreiber leisten muss. Subventionieren könne die Stadt nicht alles.