Station 19 - Landschaft im Wandel IV
Kulturlandschaft Mettertal
Weinberge, überwachsene Mauergrundstücke, Wiesen, Obstwiesen, Baumreihen, Äcker, Siedlungs- und Verkehrsflächen: Wo Kulturlandschaften noch vielfältig sind – wie im Mettertal – ist Landschaft-, Heimat-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte lesbar. An vielen scheinbar kleinen Elementen werden große Zusammenhänge der älteren und jüngeren Entwicklungen erkennbar. Zum Natur- und Kulturerlebnis gehört auch Landschaft interpretieren zu können. Dies hilft Werte, die unsere Vorfahren geschaffen haben, schätzen zu lernen und als ein wertvolles Natur- und Kulturerbe zu schützen. Betrachten wir das als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesene Mettertal von oben:
Ausblick mit vielen Einblicken
Die sonnenexponierten Südhänge sind heute noch teilweise von Reben bestockt, die Mauerweinberge noch bewirtschaftet, die Kulturlandschaft gepflegt. Es überwiegen Obstwiesen oder Garten-Nutzungen. Das Mettertal weist hier nur wenig Hangwald auf. Auch der gegenüberliegende Nordhang wird schon seit Jahrhunderten ackerbaulich genutzt, die Gewannnamen „Lange Äcker“ und „Lange Furch“ weisen darauf hin. Die Vielzahl kleiner, schmaler Ackerparzellen ist jedoch heute zu einigen wenigen, großen Ackergrundstücken zusammengefasst. Viele Grenzbereiche und damit ökologisch wichtige Strukturen gingen verloren.
Südlich des Ortes wurden Obstbäume nach Aufgabe von Dreifelder-Wirtschaft und Flurzwang ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts gepflanzt. Auf einer Urkarte zu erkennen: Entlang des Vicinalwegs (lat. Vicinus = Nachbar), d.h. der Straße von Metterzimmern bis zur Großsachsenheimer Straße, standen einst schattenspendende (Obst)Bäume, die dem späteren Straßenausbau zum Opfer fielen. Dieses historische Vorbild wurde 2011 bei der Pflanzung der Birkenreihe westlich der Straße wieder aufgegriffen.
Verschwundene Verkehrswege
Metterzimmern war Bahnstation! Wo heute die Bahnlinie von der Straße überquert wird, stand bis 1983 das Metterzimmrer „Bahnhöfle“. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Landwirtschaft und Weinbau in Metterzimmern zunehmend von vielen Bewohnern nur noch im Nebenerwerb betrieben - man suchte sein Einkommen als Fabrikarbeiter in den wachsenden Industrieorten Bietigheim, Ludwigsburg oder Kornwestheim (Arbeitsplätze in der Schuhfabrik Salamander). Zu den Bahnhöfen in Bietigheim bzw. Großsachsenheim (von Karlsruhe nach Bietigheim, über Ludwigsburg nach Stuttgart) waren es von Metterzimmern aber mehr als vier Kilometer, die zu Fuß täglich zweimal zu bewältigen waren. Schon 1902 wurde deshalb der Wunsch nach einer eigenen Bahnstation laut, doch erst im Oktober 1912 wurde das „Bahnhöfle“ eingeweiht. Mit aufkommender Mobilität wurde das Bahnhöfle „überflüssig“, das Gebäude wurde 1981 abgerissen und der mit Schranken gesicherte Bahnübergang wich der heutigen Straße.
Sicherheitshinweis: Die Begehung erfolgt auf eigene Gefahr.